20.03.2024

Fed-Zinsentscheid vom 20. März 2024: Die Pause dauert an – und niemand kümmerts

Kurzeinschätzung des Investment Office der Migros Bank

Wie erwartet, lässt die US-Notenbank Fed die Zinsschraube einmal mehr unangetastet. Der Leitzins verharrt damit weiterhin auf dem höchsten Niveau seit 23 Jahren. Die Aktienmärkte nehmen dies mittlerweile lediglich mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. «Aus anlagetaktischer Sicht scheint eine gewisse Vorsicht angezeigt», mahnt Santosh Brivio, Senior Economist der Migros Bank.

Was für ein Regime-Wechsel: Noch im letzten Jahr kehrte regelmässig Nervosität an den Finanzmärkten ein, wenn die Fed bei ihren Zins-Sitzungen keine Anstalten machte, von ihrer äusserst restriktiven Geldpolitik abzukehren. Das Leitzinsniveau von 5,25 bis 5,50 Prozent – das höchste seit rund 23 Jahren – galt als reines Gift für die Aktienmarktentwicklung und sollte daher nach Meinung der Marktakteure so schnell wie möglich wieder abgesetzt werden. Inzwischen begegnen die Marktteilnehmenden dem immer längeren Verharren auf dem Zinsgipfel mit bemerkenswerter Gelassenheit. Dies obschon noch zu Jahresbeginn bereits für die heutige Sitzung eine Zinssenkung um 25 Basispunkte an den Terminmärkten eingepreist war.

Die Finanzmärkte bleiben in Party-Laune
Die Migros Bank hat diese Erwartungen stets für überzogen gehalten und die erste Zinssenkung für Sommer erwartet. «Der an den Finanzmärkten unterstellte Zinsabsenkungspfad beruhte unseres Erachtens bis vor kurzem mehr auf dem Prinzip Hoffnung denn auf dem tatsächlichen Inflations- und Konjunkturumfeld», erklärt Santosh Brivio, Senior Economist der Migros Bank. «Seit Jahresbeginn hat aber eine ordentliche Zinsernüchterung eingesetzt – mittlerweile erwartet die Mehrheit der Marktteilnehmenden frühestens für Juni den Beginn des Zinslockerungszyklus. Die Aktienbörsen vermögen diese Ernüchterung aber ohne Weiteres abzuschütteln. Beflügelt vom KI-Boom und von der mehr als robusten US-Konjunktur, lassen sie sich auch von einer weiterhin restriktiven Fed nicht die Laune verderben.»

Trotz Euphorie: Vorsicht bleibt weiterhin geboten
Als Stimmungskiller amtete die Fed heute trotz des Zinsentscheides demnach nicht. «Im Gegenteil: Sie hob ihre Jahreswachstumsprognose für die US-Wirtschaft deutlich von 1,4 auf 2,1 Prozent an, was sogar über unserer Erwartung von 1,8 Prozent liegt. Diese Aufwärtsrevision dürfte an den Aktienmärkten für zusätzliche Unterstützung sorgen», so Brivio.

Brivio mahnt aber zur Vorsicht: «Bei aller Euphorie ist eine gesunde Portion Skepsis geboten. Nur weil die Stolpergefahren in der derzeitigen Leichtigkeit des Seins ausgeblendet werden, sind sie deswegen nicht verschwunden. So sind die Aktien sehr hoch bewertet, amerikanische Staatsanleihen bieten risikofrei eine attraktive Rendite, die Geopolitik ist enorm angespannt, und die Inflation bleibt nicht nur klebrig erhöht, sondern hat sich zuletzt sogar wieder auf dem Vormarsch gezeigt. Angesichts dieser Gemengelage braucht es wenig, dass die Feierlaune in einen Party-Kater kippt. Vor diesem Hintergrund scheint uns aus anlagetaktischer Sicht nach wie vor eine gewisse Vorsicht angezeigt.» 

Weitere Auskünfte
Santosh Brivio, Senior Economist
Tel. 044 839 90 12, E-Mail santosh.brivio@migrosbank.ch
Unter diesem Link finden sich wöchentliche Kommentare des Investment Office der Migros Bank.
Hier geht es zum monatlichen Anlageüberblick der Migros Bank.

Über die Migros Bank

Die Migros Bank ist eine 100-prozentige Tochter des Migros-Genossenschafts-Bundes und als solche nicht börsenkotiert. Dadurch kann sie sich optimal auf das Schaffen von Kundennutzen fokussieren statt auf die Steigerung des Aktienwerts. Sie beschäftigt über 1800 Mitarbeitende und betreibt 70 Geschäftsstellen in allen Landesteilen und ist so gleichermassen weit vernetzt wie regional gut verankert. Ihre rund eine Million Kundinnen und Kunden vertrauen der Bank Kundeneinlagen im Gesamtwert von 45 Milliarden Franken an. Als siebtgrösste Bank in der Schweiz trägt die Migros Bank grosse Verantwortung für ihre Umwelt und die Gesellschaft und nimmt diese auch bewusst wahr. Als erste grosse Schweizer Bank hat sie 2019 ausserdem bereits die Boni abgeschafft, ganz im Sinne eines verantwortungsbewussten und konsequent kundenorientierten Ressourcenumgangs.

Disclaimer

Diese Publikation ist nicht das Ergebnis einer Finanzanalyse und stellt weder eine Offerte noch eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder Empfehlungen für andere Transaktionen dar, sondern hat ausschliesslich beschreibende, informativen Charakter. Die Migros Bank übernimmt keine Garantie für die Richtigkeit bzw. die Vollständigkeit der vorliegenden Informationen und lehnt jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, welche durch den Gebrauch dieser Informationen entstehen könnten.