30.06.2025
Wunsch nach Rendite – Angst vor Risiko: So spart die Schweiz 2025
Nach 2019, 2021 und 2023 untersuchte die Migros Bank dieses Jahr zum vierten Mal das Spar- und Anlageverhalten der Schweizer Bevölkerung. Die repräsentative Umfrage zeigt ein widersprüchliches Sparverhalten in der Schweiz: Viele wollen höhere Kapitalgewinne, scheuen aber Aktien und setzen weiterhin auf das Sparkonto. Trotz veränderter Zinslage bleibt das Sicherheitsbedürfnis dominierend.
«Das Sparen ist fest im Bewusstsein der Schweizer Bevölkerung verankert», stellt Manuel Kunzelmann, CEO der Migros Bank, fest. «Für viele dient es der Vorsorge oder der Erfüllung konkreter Wünsche. Das Sparkonto kommt dabei dem hohen Sicherheitsbedürfnis der Schweizer Bevölkerung besser entgegen als jede andere Spar- oder Anlageform.» Das geht aus einer repräsentativen Befragung zum Spar- und Anlageverhalten der Schweizer Bevölkerung hervor, welche die Migros Bank 2025 bereits zum vierten Mal nach 2019, 2021 und 2023 mit dem Marktforschungsinstitut Intervista durchführte. Wie die früheren Befragungen zeigt auch die aktuelle Analyse die hohe Sparbereitschaft der Schweizer Bevölkerung: Sechs von sieben erwachsenen Personen sparen oder investieren aktuell. Und die Hälfte der Personen, die sparen oder investieren, legt pro Monat maximal 1000 Franken zur Seite.
Wofür spart und investiert die Schweizer Bevölkerung? – Die Altersvorsorge liegt auf Platz 1
Die wichtigsten Spar- und Anlageziele sind erstens die Altersvorsorge (54 Prozent Nennungen), zweitens ein Finanzpolster gegen Unvorhergesehenes (49 Prozent) und drittens der Erwerb von Wohneigentum (31 Prozent, siehe Grafik 1). Auf Platz drei bei jüngeren Personen im Alter von 18 bis 29 Jahren, aber auch bei älteren Personen im Alter 55+, steht das Sparen für eine längere Reise. Über alle Altersklassen hinweg rangiert das Reiseziel auf Platz 4 (mit 25 Prozent Nennungen), die Frühpensionierung auf Platz 5 (17 Prozent). 14 Prozent verfolgen kein Sparziel.

Wie werden die Spar- und Anlageziele verfolgt? – Das Sparkonto ist trotz tiefer Zinsen beliebt
Wie will man die erwähnten Spar- und Anlageziele am besten erreichen? Nur 8 Prozent der Befragten geben an, dass sie hauptsächlich bei Freunden oder bei der Familien Rat suchen (wobei Frauen dies häufiger tun als Männer, mit 10 vs. 6 Prozent). Etwas grösser, nämlich 13 Prozent, ist der Anteil jener, die sich vorrangig mit Börsenbriefen, Finanzzeitungen oder anderen bankunabhängigen Publikationen kundig machen (Frauen 7 Prozent, Männer 19 Prozent). 29 Prozent aller Befragten treffen ihre Entscheide vor allem aufgrund der Beratung durch eine Bank oder einen anderen Finanzanbieter. Der grösste Anteil mit 45 Prozent entfällt allerdings auf jene, die sich nicht konkret überlegen, wie sie am besten ihre Spar- und Anlageziele erreichen. Stattdessen sparen sie gewissermassen «einfach drauflos». Als Konsequenz wird bei allen finanziellen Zielen das Sparkonto am häufigsten genutzt – sogar für langfristige Ziele wie den Erwerb von Wohneigentum, wo Finanzmarktanlagen aufgrund des langen Horizonts an sich besser geeignet wären. Nur bei Frühpensionierung und Altersvorsorge rangiert das Sparkonto hinter der Säule 3a (siehe Grafik 2).

Drei Viertel der Befragten besitzen ein Sparkonto. Die tiefen Zinsen tun dessen Beliebtheit keinen Abbruch: Etwas über die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung hat ihr Sparverhalten trotz Zinsen nahe null nicht geändert. Besonders hoch ist dieser Anteil unter den 18- bis 29-Jährigen mit 65 Prozent. Speziell für jüngere Personen ist das fehlende Wissen über alternative Spar- und Anlageformen einer der Hauptgründe, weshalb sie ihr Sparverhalten nicht ändern. Mit zunehmendem Alter spielt das wahrgenommene Risiko eines Wechsels in andere Spar- und Anlageform eine bedeutendere Rolle.
Für das Sparkonto spricht das hohe Bedürfnis nach Sicherheit: Danach befragt, was beim Geldanlegen am wichtigsten ist, entfallen mit 26 Prozent die meisten Nennungen auf Sicherheit (siehe Grafik 3). Dieser Anteil war in den früheren Befragungen von 2019, 2021 und 2023 sogar noch höher; dort mass jede dritte Person der Sicherheit höchste Priorität bei. An Bedeutung gewonnen haben dagegen die Kapitalgewinne: Sie haben dieses Jahr für 13 Prozent der Befragten die höchste Priorität, während es in früheren Befragungen nur 9 bis 10 Prozent waren. «Mit den gesunkenen Zinsen scheint das Bewusstsein dafür gestiegen, dass sich ohne Kapitalgewinne nur schwerlich eine Rendite über null erzielen lässt und daher ein Vermögensaufbau nicht möglich ist», erklärt Kunzelmann.

Soll man sparen oder anlegen? – Für Anlagen fehlen oft das Interesse, Wissen und Vertrauen
«Trotz dem wachsenden Wunsch nach Kapitalgewinnen», so Kunzelmann, «bleiben viele Schweizer Sparer und Anleger der Börse fern, dies aufgrund der hohen Priorität, die hierzulande die Sicherheit beim Geldanlegen geniesst.» Unter welchen Voraussetzungen wären die Befragten gleichwohl bereit, vermehrt Geld an der Börse zu investieren? Darauf angesprochen, erklären 37 Prozent, sie würden vermehrt frei verfügbares Vermögen anlegen, wenn sie grösseres Vertrauen in die Finanzanbieter hätten (siehe Grafik 4). Die zweit- und die dritthäufigste Erklärung für mangelnde Anlagebereitschaft sind fehlende persönliche Beratung (30 Prozent) sowie fehlende nachhaltige Anlagen, die auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen (29 Prozent).

Der prominent erwähnte Bedarf nach Beratung widerspiegelt, dass das eigene Finanzwissen eher tief eingeschätzt wird. Mit 53 Prozent beurteilt die Mehrheit der Frauen ihr Wissen als «überhaupt nicht gut», während sich die Männer mit einem Anteil von 27 Prozent weniger selbstkritisch geben. Mangelndes Wissen ist auch eine Folge von Desinteresse: Ein Drittel der erwachsenen Schweizer Bevölkerung interessiert sich überhaupt nicht für Finanz- und Anlagethemen. Besonders hoch ist dieser Anteil bei Frauen (42 Prozent vs. 21 Prozent bei Männern) sowie bei Romands (37 Prozent vs. 30 Prozent bei Deutschschweizern und 29 Prozent bei Tessinern).
Fehlendes Interesse, Wissen und Vertrauen beschränken die Anzahl jener, die bereit sind, direkt in Aktien zu investieren. Ihr Anteil an der erwachsenen Bevölkerung beträgt 24 Prozent; dieser Wert ist gegenüber den früheren Umfragen leicht gesunken (siehe Grafik 5). «Der Rückgang der Aktieninvestitionen könnte darauf zurückzuführen sein, dass Anlegerinnen und Anleger erhöhte Risiken aufgrund verschärfter geopolitischer Spannungen und zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheiten wahrnehmen – insbesondere auch durch die erratische US-Zollpolitik», erklärt Kunzelmann. Entsprechend wird deutlich häufiger als grösstes Risiko bei der Geldanlage genannt, dass politische oder gesellschaftliche Ereignisse Wirtschaftslage und Börse negativ beeinflussen könnten. In der diesjährigen Umfrage nannten dies 58 Prozent der Befragten als grösstes Risiko, 2019 waren es erst 45 Prozent. Und der Pessimismus für die Zukunft wächst: In der diesjährigen Umfrage erwarten 42 Prozent eine Verschlechterung der künftigen Wirtschaftslage – so viel wie noch nie in den früheren Umfragen.

Ist nur Bares Wahres? – Auch Gold als sicherer Hafen ist beliebt
So hoch wie nie zuvor ist auch der Anteil jener, die physisches Gold halten – mit 9 Prozent mehr als eine Verdoppelung gegenüber der letztjährigen Umfrage und ein Ausdruck der wachsenden Unsicherheit der Sparer und Anleger (siehe Grafik 5). Ebenfalls als Absicherung halten viele eine Bargeldreserve: Gut 70 Prozent der Befragten erklären, dass sie neben dem Geld im Portemonnaie noch eine Barreserve bei sich zuhause oder in einem Banksafe haben. Diese beträgt zumeist ein paar 100 Franken. Hierbei zeigen sich signifikante regionale Unterschiede: Während in der Deutschschweiz 21 Prozent und in der italienischen Schweiz 26 Prozent auf eine Bargeldreserve verzichten, liegt dieser Anteil in der Romandie deutlich höher, nämlich bei 33 Prozent.
Die grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung (78 Prozent) hat zurzeit kein Geld verliehen. Wenn Geld verliehen wird, dann vor allem an Freunde oder Familienangehörige. Die entsprechenden Darlehen betragen meist über 1000 Franken und werden vorwiegend durch Personen im Alterssegment 55+ und durch Männer vergeben. Keine grosse Rolle beim Geldverleihen spielt Crowdlending: Nur 1 Prozent der Befragten investiert über entsprechende Plattformen.
Wie ist das Interesse für Kryptoanlagen und andere digitale Finanzlösungen? – Frauen sind zurückhaltender als Männer
Eine deutlich grössere Rolle als Crowdlending spielen Bitcoins und andere Kryptowährungen: 12 Prozent der Befragten halten aktuell Kryptoanlagen. Dabei ist der Anteil der Männer mit 18 Prozent deutlich höher als jener der Frauen mit 7 Prozent. Wer in Kryptowährungen investiert, gibt als häufigsten Grund Neugier an. Weitere Motive sind Diversifizierung, Profitieren von Kursschwankungen, tiefer Kurs zum Anlagezeitpunkt sowie mehr und schnellerer Gewinn als bei herkömmlichen Anlagen.

Ein Geschlechtergraben zeigt sich nicht nur bei Kryptowährungen, sondern auch bei der generellen Bereitschaft für digitale Finanzlösungen. Die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung kann sich die Nutzung digitaler Anlage- und/oder Vorsorgelösungen vorstellen; gut ein Drittel lehnt sowohl digitale Anlage- als auch digitale Vorsorgelösungen ab. Der ablehnende Anteil ist mit 43 Prozent unter den Frauen deutlich grösser als mit 26 Prozent bei den Männern. Noch höher liegt er im Alterssegment 55+ mit 52 Prozent. Der fehlende persönliche Austausch wird mit 40 Prozent Nennungen am häufigsten als Begründung angegeben, weshalb sich Personen nicht vorstellen können, digitale Anlage- oder Vorsorgelösungen zu nutzen. Als weitere Gründe folgen geringe Kenntnisse über diese Produkte (35 Prozent). Zufriedenheit mit der bisherigen Lösung (27 Prozent), fehlendes Vertrauen in digitale Lösungen (26 Prozent) und zu komplizierte Angebote (20 Prozent).
Wie weiter? – Das Sparkonto bleibt für viele die wichtigste Geldanlage
Digitale Anlage- und Vorsorgelösungen werden wichtiger werden. Doch das Sparkonto bleibt für die Schweizer Bevölkerung zentral: Bei keiner anderen Spar- und Anlageform geben die Befragten so häufig an, dass sie sie auch in Zukunft nutzen bzw. sogar noch verstärkt nutzen werden (siehe Grafik 7).
«Wir unterstützen unsere Kundinnen und Kunden aktiv bei der Erreichung ihrer Spar- und Anlageziele. In unserer umfassenden Finanzberatung ermitteln wir gemeinsam die optimalen Spar- und Anlageformen. Dabei empfehlen prinzipiell in einer klaren Prioritätenfolge vorzugehen: erstens ausreichend Liquidität für die Verpflichtungen zu halten, zweitens für das Alter gut vorzusorgen und drittens den Rest breit diversifiziert und langfristig zu investieren», fasst Kunzelmann zusammen.

Methodik der Umfrage
Die repräsentative Umfrage wurde im April 2025 durch das Marktforschungsinstitut Intervista im Auftrag der Migros Bank durchgeführt. Die Befragung erfolgte online bei über 1500 Personen ab 18 Jahren aus der Deutschschweiz, der Romandie und dem Tessin.
Weitere Auskünfte
Public Relations Migros Bank
Tel. 044 839 88 01, E-Mail: medien@migrosbank.ch
Über die Migros Bank
Die Migros Bank ist eine 100-prozentige Tochter des Migros-Genossenschafts-Bundes und als solche nicht börsenkotiert. Dadurch kann sie sich optimal auf das Schaffen von Kundennutzen fokussieren statt auf die Steigerung des Aktienwerts. Sie beschäftigt über 1900 Mitarbeitende und betreibt 76 Geschäftsstellen in allen Landesteilen und ist so gleichermassen weit vernetzt wie regional gut verankert. Ihre über eine Million Kundinnen und Kunden vertrauen der Bank Kundeneinlagen im Gesamtwert von 46 Milliarden Franken an. Als sechstgrösste Bank in der Schweiz (Stand Ende 2024) trägt die Migros Bank grosse Verantwortung für ihre Umwelt und die Gesellschaft und nimmt diese auch bewusst wahr. Als erste grosse Schweizer Bank hat sie 2019 ausserdem bereits die Boni abgeschafft, ganz im Sinne eines verantwortungsbewussten und konsequent kundenorientierten Ressourcenumgangs.